Kloster, Mord und Dolce Vita--Tod zur Mittagsstunde by Valentina Morelli

Kloster, Mord und Dolce Vita--Tod zur Mittagsstunde by Valentina Morelli

Autor:Valentina Morelli
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: beTHRILLED
veröffentlicht: 2020-02-15T00:00:00+00:00


9

»Verdammt!«

Isabella fuhr zusammen, als sich Schwester Agnieszkas Silhouette aus der vorbeiziehenden Menge gelöst hatte und die Nonne wütend vor ihr stand.

»Verdammt! Verdammt!«

Eine Passantengruppe in bunter Allzweckkleidung, teilweise mit Strohhüten, blieb stehen und schaute erst irritiert, dann belustigt drein.

»Bitte, reiß dich zusammen!« Isabella verpasste ihrer Mitschwester einen leichten Hieb in die Seite. »Meinetwegen kannst du fluchen wie ein Rohrspatz. Aber bitte nicht am Klosterstand, wo dich Gott und die Welt hören kann. Wie sieht das denn aus?«

Schwester Agnieszka war keine zwei Minuten weg, da stand sie schon wieder vor Isabella.

»Aber es ist zum Fluchen, verdammt noch mal! Ich habe das Hartweizenmehl für die Ravioli vergessen.«

»Und?«

»Wie: Und? Galettis Panetteria ist fünf Straßen von hier entfernt. Ich habe wirklich keine Lust darauf, den ganzen Weg noch einmal zurückzulegen. Es reicht, dass ich den Heimweg zum Kloster zu Fuß antreten muss.« Sie ließ sich auf einer Bretterkiste nieder, streifte den rechten Schuh ab und rieb sich die Fußsohle. »Meine Füße bringen mich um. Verdammtes Hühnerauge. Verdammtes!«

»Agnieszka!«

»Ist doch wahr!«

»Ich kann für dich gehen«, schlug Isabella spontan vor. Und noch während sie sprach, fand sie das die beste Idee des Tages. Bis um eins war sie an den Stand gebunden. Nun aber tat sich ihr eine Gelegenheit auf, den Standdienst an Schwester Agnieszka zu übertragen und damit ihren Ermittlungen nachzugehen. Außerdem war das Hartweizenmehl wirklich wichtig. Denn niemand wollte auf Hildegards Ravioli mit Spinat-Ricotta-Parmesan-Füllung verzichten. Zumal die Alternative derbe Deutsche Hausmannskost war, wie ihre allseits gefürchteten Pellkartoffeln mit gebratener Leberwurst, die sie immer dann kredenzte, wenn ihr die Kochideen ausgingen. Und darauf hatte definitiv niemand in der Abtei Lust.

Agnieszka sah sie abwägend an. »Das würdest du tun?«

Isabella nickte belanglos. »Klar. Nach dem langen Rumstehen kann es nicht schaden, wenn ich mir ein wenig die Beine vertrete.«

»Hm.« Ihre Augenbrauen zogen sich konzentriert zusammen. »Vielleicht ist das wirklich keine schlechte Idee. So, wie du mit den Kunden umgehst, richtest du hier mehr Schaden an, als es gut für uns alle sein kann.« Agnieszka zwinkerte ihr zum Scherz zu.

Isabella spielte mit: »Ja, ich muss noch viel lernen und gelobe Besserung.« Sie faltete ihre Hände und senkte den Kopf, was beide aufkichern ließ. »Bis gleich, ich beeile mich.«

Es fühlte sich tatsächlich befreit an, hinter dem Stand hervorzutauchen und die ersten Schritte ihrer neu gewonnenen Freiheit zu tätigen. Nicht, dass der Dienst ihr keinen Spaß bereitet hätte – im Gegenteil: Der direkte Kontakt mit den Dörflern und Touristen gefiel ihr sehr. Sie hatte herzliche Gespräche geführt – weniger über Gott, mehr über weltliche Dinge – und viel gelacht. Aber mehr als alles andere brannte es ihr unter den Nägeln, sich im Hotel nach Aurora zu erkundigen. Vielleicht erfuhr sie von einem Angestellten den Grund für deren überstürzte Flucht. Zielstrebig wuselte sie durch das Marktgetümmel in Richtung Hotel und ließ die Eindrücke auf sich wirken. Einmal mehr verstand sie, warum dieser Markt so viele Touristenbusse anzog. Hier gab es keinen billigen Ramsch made in China. Sämtliche Waren auf diesem Markt stammten aus der Region, handgefertigt mit Liebe und von höchster Qualität.

Die unterschiedlichsten Düfte strömten auf sie ein.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.